Beschreibung
Messer sind wieder da. Pünktlich zum zehnten Bandjubiläum markiert ihr viertes Album eine musikalische Rückkehr zu den Wurzeln, blickt aber dennoch in die Zukunft.
»No Future Days« verweist zunächst auf CAN als Urväter einer eigenständigen deutschen Pop-Musik, ebenso darf man an den nihilistischen Kampfruf des Punks denken. Und doch werden solche Assoziationen zugleich negiert. Messer nämlich machen ihr eigenes Ding, das erheblich komplexer und tiefgehender ausfällt als man auf den ersten Blick glauben könnte.
Dokumentierte der Vorgänger »Jalousie« von 2016 eine Band, die damals nicht genau wusste, wie und in welche Richtung es mit ihr weitergehen würde, so entpuppt sich »No Future Days« als ein Album, auf dem die wieder als Quartett spielenden Messer nun in klassischer Bandkonstellation auf musikalische Reduktion setzen. Der Sound ist deutlich kompakter und homogener als zuvor, die Stimme von Sänger Hendrik Otremba bewegt sich nicht im Vordergrund, sondern integriert sich mehr denn je in eine Klangwelt, die Bassist Pogo McCartney, Gitarrist Milek und Drummer Philipp Wulf durch ihr dichtes Zusammenspiel hervorbringen.
Erkennbar an jener Schwellenzeit zwischen den 1970er- und 80er Jahren inspiriert, in welcher der britische Post-Punk den Dub und den Reggae umarmte, steht die Produktion von »Anorak« symptomatisch für die musikalische Entwicklung von Messer. Die im Herbst 2019 erschienene Vorabsingle zeigt deutlich auf, wie souverän sich die Band aus dem großen Archiv der Poptradition bedient, ohne ihre im Verlauf der letzten Dekade erarbeitete Vision eines selbständigen Sounds zu verraten.
»No Future Days« zeigt in diesem Sinne eindringlich, wie wenig das alte Label des Post Punk-Revivals, das sie vor vielen Jahren mit heraufbeschworen, noch auf die Münsteraner passt.
Erstmals in der Bandgeschichte entstand die Musik dabei komplett vor den anspielungsreichen, poetisch vielschichtigen Texten von Otremba, der mit seinem aktuellen Roman »Kachelbads Erbe« im Literaturbetrieb Erfolge feiert.