Beschreibung
Das neue Album »Paradies der gefälschten Dinge« ist das fünfte Soloalbum von Niels Frevert in 17 Jahren. Diese stets erwähnte niedrige Frequenz seiner Platten ist traurig für diejenigen, die gerne mehr Frevert hören würden – und gleichzeitig macht sie jeden einzelnen Ton und jedes einzelne Wort des Sängers so wertvoll. Zwar sind wir alle Individuen auf dieser Welt, aber in der Welt des Deutsch-Pop ist Niels Frevert schon ein ganz besonderer, einer wie keiner.
Niels Frevert hat mit »Paradies der gefälschten Dinge« das Plattenlabel und die Konzertagentur gewechselt. Das könnte uns als Hörer erst einmal egal sein, wenn man den Labelwechsel nicht tatsächlich hören würde. Niels Frevert hat dem Rolling Stone gegenüber im Interview geäußert, er wolle den anderen den gehobenen Mainstream nicht kampflos überlassen. Und doch tritt er diesen trotzigen Kampf im Frevert-Stil an. Man kann deshalb nur hoffen, dass der Mainstream die cleveren Texte zu goutieren weiß.
Die Texte von »Paradies der gefälschten Dinge« sind lakonisch-melancholisch wie gewohnt. Bisweilen grenzen die in den Songs erzählten Geschichten ans Zynische. Aber das alles geschieht mit Stil. Nichts ist gewollt böse oder ironisch getextet. Bei Niels Frevert sitzt nur einfach jedes Wort, und zwar so gut, dass diese Worte eben auch wehtun können. Hinzu gesellt sich beste Musik. Die ist von Klang und Instrumentierung tatsächlich mehr im Mainstream angekommen. Gemischt wurde von Olsen Involtini, der auch für und mit Seeed und Peter Fox gearbeitet hat. Das klingt opulenter und dynamischer, wenn in Songs wie »Das mit dem Glücklichsein ist relativ« satte Bläser mitspielen oder sich in »Schwör« ein zarter Streicher-Klangteppich ausbreitet. Gerade angesichts der Texte und in Anbetracht der Tatsache, dass die Alben von Niels Frevert so lange brauchen, weil er nichts dem Zufall überlässt, könnte man diese ›reiche‹, klassische Pop-Hymnen-Instrumentierung allerdings als deutliches Ironiesignal werten.
Von daher: Das »Paradies der gefälschten Dinge« von Niels Frevert klingt ein wenig anders als seine bisherigen Alben. Wer genau hinhört, erkennt aber reinen Frevert, der musikalisch anspruchsvoll und mit einzigartigem Wortwitz auf hohem Niveau Deutsch-Pop macht.