Beschreibung
Mit »Ein Bündel Fäulnis in der Grube« legte Holger Hiller sein erstes Solo-Debüt nach seinem Ausstieg bei Palais Schaumburg vor. Ursprünglich 1983 auf dem Düsseldorfer Szene-Label Ata Tak erschienen, folgte 1984 die internationale Veröffentlichung über Cherry Red Records.
Bureau B macht das Werk zu seinem 40-jährigen Jubiläum wieder zugänglich, das elektronische Sequenzer-Klänge und Samplingfragmente mit unkonventionellen Texten vereint und mit seinem multidisziplinären Ansatz in Pop und Avantgarde zugleich verortet ist. 1983, während der Fertigstellung dieses Albums veränderten sich für mich einige Ideen und Ausblicke auf die Zukunft. Spukte in unseren Köpfen noch die mahnend-düstere Vision von George Orwells »1984« herum, so ersetzte und ergänzte der Kinofilm »Blade Runner« dies nun mit den Bildern einer nicht mehr zu rettenden Welt. Eine, die sich im sauren Dauerregen befindet, und in der die Ergebnisse von künstlicher Intelligenz und Robotertechnik uns als Cyborg Wesen entgegentreten. Doch ganz so eindeutig war die Zukunft nicht: Die dystopischen Vorstellungen waren ebenso überlagert mit den Mosaikstücken einer Pop-Geschichte, die sich als Hoffnung verstand, als vermeintliche Gegenkultur. Ließ sich dies Versprechen einlösen? Oder handelte es sich dabei schlicht um »produktive Missverständnisse«?
Mit einsetzender Digitalisierung trafen nun die neuen musikalischen Werkzeuge – in erster Linie das »Sampling« und der Computersequenzer – auf mich und andere, und damit auf eine Generation von William Burroughs Lesern, die geschult waren durch »cut-up« und »automatisches Schreiben«. Und so floss auf diesem Album alles ineinander: Das esoterische Erbe diverser Hippie-und Alternativbewegungen und ihr Ausdruck in der Pop-Musik ebenso wie das, was man in der bildenden Kunst »Moderne«, und in elitären musik-akademischen Zirkeln »Neue Musik« nannte. Die sich ergebenden Stücke des Albums feiern diesen Moment in seiner Gleichzeitigkeit, seiner Unbeholfenheit und seinem neuen Selbstvertrauen. (Holger Hiller)