Beschreibung
Pop für Menschen, die nicht automatisch ihr Gehirn ausschalten beim Musikhören.“ (Spiegel Online)
Die lange überfällige erste Best-Of-Compilation der Hamburger Pop-Outsider um Timo Blunck (auch Palais Schaumburg) und Detlef Diederichsen, dem Fun Boy 2 aus Hamburg-Hummelsbüttel, beinhaltet alle Hits, angefangen vom kratzigen 1980er Ska „So Froh“ über den eleganten funky Gitarren-Pop vom „1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben“-Album aus dem großen Pop-Jahr 1982; alle Hits vom 84er Meisterwerk „Goethe“ bis zu den schönsten Liedern der Spätwerke „Fortpflanzungssupermarkt“ und „Ein Hund namens Arbeit.“ Zusammengestellt von Detlef Diederichsen, Linernotes von Diederichsen und Blunck.
+++++++++++
Als wir das letzte Mal nachgeschaut haben fiel uns auf: Es gibt immer noch kaum Bands wie Die Zimmermänner. Genau genommen gibt es gar keine Band wie Die Zimmermänner. Zumindest nicht hierzulande. Ist ja auch schwer, kann man eigentlich nur dran scheitern. Aber absolut unverständlich. In normalen Ländern müsste eine solche Band etliche Nachahmer und Nachahmerinnen gefunden haben, junge Gitarren-Bands aus Hamburg, Berlin oder Paderborn müssten in Interviews bekennen: “Beeinflusst bei der Produktion unseres neuesten Meisterwerks haben uns hauptsächlich die späten Velvet Underground, der frühe Prince … und DieZimmermänner!“
Vielleicht wird diese Zusammenstellung diesen Umstand ändern. Als wir das letzte Mal nachgeschaut haben fiel uns nämlich auf, dass es auch noch keine „Best of Die Zimmermänner“-Compilation gibt. Kann ja wohl nicht angehen! Zwar gab es das Gesamtwerk 1980–1985 in Form der 5‑CD-Box „Die Wäscheleinen waren lang“ aber die war ratzfatz vergriffen und erschien auch schon vor ein paar Monden. Nun also zum 40jährigen Bandjubiläum endlich „Goldene Stunde (alle Hits 1980–2017)“, fachkundig zusammengestellt von Detlef Diederichsen, zusammen mit Timo Blunck, Nukleus und ständiges Mitglied der Zimmermänner. Alle Hits! Von den Ska-Anfängen ihrer ersten Single („So froh“) über den „Sound of young Hummelsbüttel“ ihres Debütalbums „1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben“, von ihrem zweiten Album „Goethe“, auf welchem Blunck seinem Ziel Bryan Ferry und Diederichsen seinem Ziel Van Dyke Parks zu sein erstaunlich nahe kamen, über ihr erstaunliches Comeback-Album „Fortpflanzungssupermarkt“ bis zum vorläufig letzten Geniestreich „Ein Hund namens Arbeit“ von 2014. Dazu noch Raritäten wie etwa das Sterne-Cover „Passwort“ – das ist wahrhaftig eine „Goldene Stunde“!
Die Zimmermänner – sie waren Pioniere in Popperklamotten. Sie schufen etwas, was es hier so nicht gab, nämlich einen deutschsprachigen eleganten Pop. Sie klingen hier wie The Monochrome Set und Lord Kitchener gleichzeitig und dort wie The Zombies und Dr. John… auch gleichzeitig. Eigentlich klingen sie immer wie Die Zimmermänner. Und das ist einzigartig. Noch dazu sind Blunck und Diederichsen Texter, wie es sie kein zweites Mal gibt. Wie Wilhelm Busch und Morrissey gleichz… aber lassen wir das. Die Zimmermänner sind Die Zimmermänner. Eigentlich kein Wunder, dass es keine andere Band wie Die Zimmermänner gibt. Man kann eigentlich nur dran scheitern. Jungen Bands aber sei zugerufen: Hört die „Goldene Stunde“ und versucht es trotzdem!
Carsten Friedrichs