Beschreibung
Ausgewählte Werke 2001–2021.
Torsun Burkhardt weiß nicht nur als Musiker zu überraschen, sondern auch als Patient. Zum Beispiel dadurch, dass er überhaupt noch am Leben ist. Dieser schönsten Meldung des Jahres verdanken wir nun eine außerordentliche und von ihm selbst kuratierte Werkschau seiner Band Egotronic.
Kein untertouriger Bass-Beat hätte die hiesige Electro-Punk-Szenerie je so erschüttern können wie der Post, den Torsun von Egotronic Anfang des Jahres absetzte und in dem er eine unheilbare Krebserkrankung offenlegte. Es sah finster aus, doch der letzte Chemo-Versuch schlug an und räumte ihm noch mal Zeit ein. Wie lange? Keine Ahnung, aber sicher ist, wir werden alle sterben, Bruder! Doch noch nicht heute.
Warum steht da oben eigentlich »Torsun von Egotronic«? Der geneigte Musikfan hat doch sicher mitbekommen, dass der rastlose Exil-Odenwälder Torsun sein sagenumwobenes Provo-Punk-Polit-Outfit Egotronic mit dem Ende von 2022 abgelegt hat. Die Zäsur schlechthin – aber vor allem auch eine Entscheidung für die Liebe zur Musik. Statt Dienstleister der eigenen GbR sein zu müssen, widmete sich Torsun einem brandneuen Lieblingsprojekt, das ohne Druck aber dafür mit Joker-Status ausgestattet ist: Torsun & The Stereotronics. Ein Trio mit Ex-Bandmate Christian und big Love Selina. Das Frühjahrs-Album »Songs To Discuss In Therapy« wurde quasi als Bundle mit der Krebsdiagnose veröffentlicht. Das war zwar übertrieben mies vom Schicksal, aber immerhin bescherte die riesige Anteilnahme auch Torsuns Kunst eine große Beachtung. Zurecht, denn musikalisch wie aktivistisch – dieser Typ hat nicht nur ein paar Songs sondern vor allem Geschichte in der Alternativ-Kultur geschrieben. Und doch ist es ein großes Glück, das das wunderbare Album der Stereotronics nicht als Tombstone fungieren muss.
Denn Torsun nutzte viel mehr die jüngste Zeit, um eine ganz persönliche wie pointierte Egotronic-»Best Of« zusammenzustellen. Das Wort »Best Of« humpelt hier allerdings zum letzten Mal durchs Bild, denn es handelt sich doch eher um die ultimative Werkschau eines wandlungsintensiven Acts, der zur Jahrtausendwende damit begann, AJZ-Konzerte zu Raves umzugestalten. Paradigmenwechsel mit Ansage – und oft wie im Rausch.