Beschreibung
Nachdem das Berliner Quartett um Sänger und Mastermind Torsun Burkhardt mit dem erfolgreichen Vorgängeralbum »Die Natur ist dein Feind« auf höchstmöglichem Niveau und sehr gelungen Indierock, Electro, Rave, Pop, und Punk im Egotronic-Kosmos zusammenschweißte, überrollte die Livepräsentation der neuen wie auch alter, für die Bandbesetzung aufbereiteter Songs sowohl die Musiker, ihr Label und auch das Publikum.
Als stilistische Außenseiter räumten Egotronic sogar auf reinen Punkfestivals respektabel ab, und viele der vormals rein elektronischen älteren Songs erstrahlten in einem ungeahnten Glanz aus Gitarrenverzerrung, Schlagzeuggeprügel, wummerndem Bass und sägenden Live-Synths. Von der eigenen Genialität überrumpelt, wurde klar, dass schnell gehandelt werden muss: das britische »Brighton Electric«-Studio (u.a. Blood Red Shoes, Nick Cave, The Cure, Foals, The Go! Team) wurde zur Kulisse der ersten Live-Studioaufnahmen, für die zwölf epochale Songs mit Schwerpunkt auf der Egotronic-Frühzeit in ein unvermittelt krachiges Format überführt wurden. Klassiker wie »Exportschlager Leitkultur«, »Berlin Calling«, »Raven gegen Deutschland«, »Toleranz« oder »Von nichts gewusst«, als vor Spielfreude überschäumende, garagig und unmittelbar auf den Punkt kommende zwei bis drei Minuten-Kracher. Max Rogall lässt den E-Bass bollern, Reuschis Schlagzeug stampft und poltert, Kilian spielt monomanische und unvergessliche Orgel- und Synth-Motive, und Gitarrist Chrü zieht das ganze Register der unaufgesetzten Coolness, von 60’s Garage Beat-Riffs, über New Wave, Brit-Rock, Punk und Powerpop bis hin zu quadratischen Rockstampfern.
Hier quietscht und qualmt es an allen Ecken, dass es eine wahre Freude ist. Die genial-dilettantische Simplizität des ursprünglichen Songmaterials lässt die knarzig-analoge neue Jacke wie angegossen passen. Nein, man muss zugeben: sie passt einfach noch besser und lässt die Hits von »Die richtige Einstellung«, »Lustprinzip«, »Ausflug mit Freunden« oder »Macht keinen Lärm« eine überraschend furiose Ehrenrunde drehen.
Dass die teils noch sehr ungebrochenen Textparolen mit ihrer schäumenden Wut und Verachtung zu heutigen Unzeiten von AfD und Pegida leider mindestens genauso gut passen wie zu ihrer Entstehungsära, macht die Ausnahmestellung von Egotronic unter hunderten von Bands, die wenig bis nichts zu erzählen haben, noch deutlicher. Dass im kokett hochtrabenden Albumtitel nicht nur dies, sondern sowohl das Image ihres ewigen Vorsitzenden als auch das neue Gruppengefühl nonchalant auf die Schippe genommen wird, ist nur eine der Sahnehauben auf einem unverzichtbar guten Album.